An der Ilm, da gibt’s koa Sünd’!

Für den Fall, dass es jemandem noch nicht bewusst sein sollte: Die Arabische Liga ist nichts anderes als eine Agentur des US-Imperialismus, eine Marionette der Nato, eine Vorfeldorganisation der Zionisten! Seit zehn Tagen sind ihre Beobachter in Syrien – doch statt der Weltöffentlichkeit deutlich zu machen, dass dort alles zum Allerfeinsten bestellt wäre, wenn nur der aggressive Westen die friedliebende Assad-Regierung nicht per Insurgenten, Sabotageakten und Kriegsdrohungen zunehmend destabilisieren würde, behaupten sie doch tatsächlich allen Ernstes, es gebe zwischen Aleppo, Damaskus und Kuneitra üblen Terror, Folterungen und Morde, die auf das Konto eben jener Regierung gingen! Einer der Kontrolleure hat das Land sogar wieder verlassen, weil er und seine Kollegen von Assads Sicherheitsleuten angeblich »zum Narren gehalten« werden! Auf nichts und niemanden ist mehr Verlass!

Oder sagen wir: auf fast niemanden. Denn es gibt einen Hoffnungsschimmer, und der geht vom malerischen Pfaffenhofen an der Ilm aus – einem konsequent antiimperialistischen Widerstandsnest, an dem sich die Imperialistenknechte von der Arabischen Liga ein Beispiel nehmen sollten. In Pfaffenhofen nämlich sitzt der Verein »Freundschaft mit Valjevo«, der vor knapp dreizehn Jahren »unter dem Eindruck des völkerrechtswidrigen Natokrieges gegen Jugoslawien und der wochenlangen Bombardierung serbischer Städte« gegründet wurde, wie es auf der Internetseite dieser tadellosen Organisation heißt, und der nun mit einem Appell auf sich aufmerksam gemacht hat, bei dem bereits der Titel erfreulicherweise keine Fragen offen lässt: »Kriegsvorbereitungen stoppen! Embargos beenden! Solidarität mit den Völkern Irans und Syriens!«, lauten die Forderungen, die von Oberbayern aus in die Welt getragen werden sollen.

Und der Aufruf trägt reife Früchte: Rund 1.300 mutige – und teils illustre – Unterzeichner gibt es bereits, darunter die unbeugsamen linken Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schroeter, Sevim Dağdelen, Diether Dehm, Heike Hänsel, Annette Groth und Ulla Jelpke, der Schauspieler Rolf Becker sowie die Edelfedern Ellen Rohlfs, Evelyn Hecht-Galinski und Gerhard Zwerenz. Sie alle prangern nicht nur an, dass die USA und die Nato den – unter Muammar al-Gaddafi überaus gerecht verteilten – »Reichtum Libyens geplündert« haben, sondern sie wissen auch, dass die Imperialisten bereits den nächsten zynischen und menschenverachtenden Coup planen: »Jetzt bereiten sie offen den Krieg gegen die strategisch wichtigen bzw. rohstoffreichen Länder Syrien und Iran vor, die eine eigenständige Politik verfolgen und sich ihrem Diktat nicht unterordnen.«

Ja, mehr noch: »Mit ständigen Kriegsdrohungen, dem Aufmarsch militärischer Kräfte an den Grenzen zu Iran und Syrien sowie mit Sabotage- und Terroraktionen von eingeschleusten ›Spezialeinheiten‹ halten die USA gemeinsam mit weiteren Nato-Staaten und Israel die beiden Länder in einem Ausnahmezustand, der sie zermürben soll.« Dazu bedienen sie sich übrigens ungezählter einheimischer Kollaborateure – die der aufrechte Genosse Jürgen Elsässer bereits im Sommer 2009 sehr zu Recht als »Discomiezen, Drogenjunkies und Strichjungen des Finanzkapitals« bezeichnet und denen er die Beförderung »in einen Darkroom« gewünscht hat —, die überdies dabei behilflich sein sollen, die Geschäfte des Militärisch-Industriellen Komplexes zu befördern: »Die inneren sozialen Konflikte sollen ethnisiert und zugespitzt, ein Bürgerkrieg entfacht werden, um einen Vorwand für die längst geplante militärische Intervention zu schaffen.«

Und wie immer gilt: Bei jeder Schweinerei ist die BRD dabei! Konkret: »An diesem Embargo gegen Iran und Syrien beteiligt sich auch ganz maßgeblich die deutsche Bundesregierung«, die deshalb, so fordern es der Pfaffenhofener Verein und seine Unterstützer mit allem Recht der Welt, unverzüglich dreierlei zu unternehmen habe: 1. bedingungslose und sofortige Aufhebung der Embargomaßnahmen gegen den Iran und Syrien; 2. keine Beteiligung an einem Krieg gegen diese Staaten sowie keine Erlaubnis zur Nutzung deutscher Einrichtungen für eine Aggression durch die USA und die Nato; 3. Einsatz auf internationaler Ebene für die Beendigung der Politik der Erpressung und Kriegsdrohung gegen den Iran und Syrien. Zwar gilt, was der Kamerad Elsässer unlängst in seinem Beitrag mit dem angenehm unzweideutigen Titel »Fuck USA!« verlautbaren ließ: »Weitere Kriege werden kommen, weil der Imperialismus nicht ohne Kriege leben kann.« Aber: »Die Gegenkräfte sind mächtig, wenn sie sich nicht entwaffnen lassen. Mögen Syrien, Iran, Russland, Venezuela, Kuba und China das Pulver trocken halten. No paseran! Pasaremos!«

Derweil machen die Pfaffenhofener Appellanten und ihre Anhänger unmissverständlich klar: »Das iranische und [das] syrische Volk haben das Recht, über die Gestaltung ihrer politischen und gesellschaftlichen Ordnung allein und souverän zu entscheiden.« Im Iran haben sie von diesem Recht bekanntlich bereits im Jahr 2009 Gebrauch gemacht und Mahmud Ahmadinedjad in fairen, demokratischen Wahlen mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt; in Syrien hätte Bashar al-Assad – daran kann selbstverständlich nicht der geringste Zweifel bestehen – ein ähnliches Ergebnis zu erwarten. Zudem – und auch das sei den Imperialisten ins Stammbuch geschrieben – verlangt es »die Erhaltung des Friedens, dass das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten konsequent eingehalten wird«. Das weiß man schließlich nirgendwo besser als in Deutschland, das von den Alliierten seinerzeit mit einem verheerenden Krieg überzogen wurde, als es seine inneren Angelegenheiten endzulösen versuchte.

In diesem Sinne: Schafft zwei, drei, viele Pfaffenhofens! Rot Front!

Tipp zum Weiterlesen: Letters from Rungholt, Wir haben den Schuldigen!