Diese teuflischen Juden!

Seit zweieinhalb Wochen setzt Israel sein neues mobiles Raketenabwehrsystem Iron Dome ein, um Geschosse aus dem Gazastreifen unschädlich zu machen – mit Erfolg. David Horovitz, der Chefredakteur der israelischen Tageszeitung Jerusalem Post, hat sich in einer Glosse vorzustellen versucht, wie man wohl bei der Hamas darauf reagiert, dass der Abwehrschirm funktioniert. Stefan Frank hat den Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Autors für Lizas Welt ins Deutsche übersetzt.


VON DAVID HOROVITZ


Diese teuflischen Juden. Sie machen es uns so schwer, sie zu töten. Sie haben jeden Vater, jede Mutter und jedes Kind aus dem Gazastreifen zurückgezogen, wo wir sie leicht hatten treffen können. Sie haben ihre Armee ebenfalls zurückgezogen. Bis auf den letzten Panzer und den letzten Soldaten. Der Einzige, den wir jetzt hier haben, ist Gilad Schalit. Einige von ihnen dachten, das könnte unsere Begierden befriedigen. Idioten. Sie dachten, die „internationale Gemeinschaft“ würde uns die Hölle heiß machen, wenn wir weiterhin versuchen, sie zu töten. Dummköpfe. Natürlich haben wir nicht daran gedacht, damit aufzuhören, und natürlich hat sich niemand angeschickt, uns aufzuhalten. Wir werden nicht einhalten, bis wir sie alle ganz aus Palästina herausterrorisiert haben. Es ist übrigens nicht so, als würden wir daraus ein Geheimnis machen; das steht ja alles in unserer Charta. Aber, der Himmel steh uns bei, sie sind nicht leicht zu bewegen. Und sie schätzen das Leben. Sogar das unserer Leute.

Wir sorgen dafür, dass unsere Kämpfer von Frauen und Kindern umgeben sind, bevor wir das Feuer eröffnen. Wir stellen sicher, dass unsere Kämpfer von Zivilisten nicht zu unterscheiden sind; wir tragen keine Uniformen. Und trotzdem bestehen diese Juden darauf, ihr Feuer zurückzuhalten, bis sie einigermaßen sicher sein können, nur unsere Männer zu töten. Unglaublich. Wir tun alles, was wir können, damit unsere gewöhnlichen Bürger getötet werden, und sie tun alles in ihren Kräften Stehende, um sie nicht zu töten. Was für eine verkehrte Welt ist das? Woher wissen sie überhaupt, wer unsere Kämpfer sind? Denkt mal an die Ressourcen, die sie aufwenden, um sicherzustellen, nicht die falschen Leute zu töten! Gott sei Dank ist der Rest der Welt zu blöd oder zu borniert, um zu kapieren, was los ist; Gott sei Dank haben sie noch nicht spitz gekriegt, dass wir unsere Leute absichtlich in Gefahr bringen und diese Juden ihr Bestes tun, um sie nicht zu verletzen.

Und was ihre eigenen Leben angeht: Wie ich bereits sagte, es wird immer schwieriger, sie zu töten. Sie haben Frühwarn- und Alarmsysteme, allerlei Bombenschutzräume und fantastische, heldenhafte Rettungsdienste. Stellt euch mal vor, wir würden diese Art von Maßnahmen ergreifen, keiner unserer Leute würde getötet – wo brächte uns das hin? Klar, wir würden keine dieser Maßnahmen benötigen, wenn wir nur aufhörten, auf sie zu schießen. Es ist ja nicht so, als würden sie zuerst schießen. Aber wenn wir nicht mehr schießen würden, wie könnten wir uns dann noch vor der Welt über diese boshaften zionistischen Feinde beschweren? Wie könnten wir die Uno und all die anderen Deppen auf unserer Seite halten? Wie könnten wir den Judenhass unter unseren Leuten auf dem Siedepunkt halten? Wie könnten wir unserer edlen blutigen Sache dienen?

Aber – verdammt seien sie und ihre schlauen Innovationen – sie sind nicht bei diesen Alarmen und Schutzräumen stehen geblieben. Jetzt haben sie sich auch noch dieses „Iron Dome“-Dingsbums einfallen lassen. In einer Million Jahren hätten wir nicht geglaubt, dass es funktionieren würde. Sie feuern Raketen auf unsere Raketen und schießen sie aus dem Himmel? Ja, genau. Das ist nicht Xbox oder Playstation. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war es ein ziemlich großer Himmel da draußen. Aber, Gott sei’s geklagt, sie haben es geschafft. Allein in den letzten beiden Tagen haben sie zehn von unseren Raketen heruntergepustet. Erschütternd. Wir waren sicher gewesen, mit unseren Salven ein paar prächtige tödliche Treffer zu landen.

Ich meine, das Teil soll ja noch nicht einmal richtig funktionieren; es ist immer noch im Experimentierstadium; die israelischen Medien haben über seine Erfinder gelacht; sie waren sicher, dass es unbrauchbar sein würde. Ich schwöre, manchmal fange ich an, mich zu fragen, ob Gott auf ihrer Seite ist. Verrückt, was? Ich weiß nicht, was in mich fährt. Aber schau dir die Indizien an: Dieses Wochenende ist eine unserer Grad-Raketen in der Nähe des Verwaltungsgebäudes eines Kibbuz niedergegangen. Eine andere direkt neben einer Schule in Ofakim. Kein einziges Todesopfer. Am Donnerstag hätten wir einige Minuten früher einen Bus voller Schulkinder nahe dem Kibbuz Sa’ad erwischt. Aber nein, sie sind ausgestiegen, kurz bevor wir dieses gelb leuchtende leichte Ziel getroffen haben, und alles, was es uns brachte, war ein Teenager und der Fahrer.

Was? Was sagst du? Die Waffen niederlegen? Die Unverletzlichkeit menschlichen Lebens verinnerlichen? Lächerliches Gewäsch. Als Nächstes wirst du mir erzählen, ich solle mit ihnen Frieden schließen. Anerkennen, dass sie ein Recht haben, hier zu leben. Einen Staat neben dem ihren aufbauen. Unserem Volk eine bessere Zukunft geben. Unser Augenmerk weg von Krieg und Gewalt und hin zu etwas Produktivem richten. Niemals, sage ich dir, nie.

Das Foto zeigt die Abfangraketenbatterie des Systems Iron Dome, aufgestellt in der Nähe der südisraelischen Stadt Be’er Sheva. Das Gesamtsystem besteht aus Radar, Kontrollzentrum und Abfangraketen des Typs „Tamir“. Wie es funktioniert, stellt diese Grafik anschaulich dar.

Eine niederländische Übersetzung dieses Beitrags findet sich auf dem Webportal Artikel 7: Deze verdomde Joden!