In Treue fest

Umfragen in den palästinensischen Autonomiegebieten finden nur höchst selten statt; die demoskopischen Bemühungen dort sind also ausbaufähig, was entscheidend damit zusammenhängen dürfte, dass weder die Fatah im Westjordanland noch die Hamas im Gazastreifen ein nennenswertes Interesse an den Befindlichkeiten ihrer Untergebenen haben. Dabei wird das, was Stanley Greenberg und sein Institut nun in Kooperation mit dem in der Westbank ansässigen Palestinian Center for Public Opinion (PCPO) herausgefunden haben, den politischen Führern der Palästinenser durchaus schmecken – denn die Ergebnisse der repräsentativen Erhebung unter 1.010 Erwachsenen in den Autonomiegebieten zeigen, dass die palästinensische Bevölkerung den gegen Israel gerichteten, unversöhnlichen Kurs ihrer Herrschenden mehrheitlich mitträgt. Einige Zahlen mögen das belegen:

  • 61 Prozent der Palästinenser lehnen eine Zweistaatenlösung, wie sie Barack Obama kürzlich angeregt hat, ab; lediglich 34 Prozent sind mit dem Vorschlag des amerikanischen Präsidenten einverstanden.
  • 66 Prozent sind der Ansicht, dass es das eigentliche Ziel der Palästinenser sein müsse, mit einer Zweistaatenlösung zu beginnen, dann aber dazu überzugehen, einen einzigen, ausschließlich palästinensischen Staat zu schaffen.
  • 64 Prozent begrüßen Mahmud Abbas’ Vorhaben, vor der Uno einseitig einen palästinensischen Staat auszurufen (57 Prozent sind es in der Westbank, 79 Prozent im Gazastreifen).
  • 92 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Jerusalem ausschließlich die Hauptstadt eines Staates Palästina sein soll. (Ein Prozent findet, es möge nur die Kapitale Israels sein, drei Prozent sähen es gerne als Hauptstadt beider Staaten, und vier Prozent möchten, dass Jerusalem eine neutrale, internationale Stadt wird.)
  • 72 Prozent glauben, dass es keine mehrtausendjährige jüdische Geschichte in Jerusalem gibt.
  • 62 Prozent befürworten es, israelische Soldaten zu entführen und als Geiseln zu nehmen.
  • 53 Prozent halten es für eine gute Idee, palästinensischen Schülern antijüdische Hasslieder beizubringen.
  • 73 Prozent stimmen mit einem auch in der Charta der Hamas zu findenden Hadith überein, in dem es heißt: „Die Zeit wird nicht anbrechen, bevor nicht die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten; bevor sich nicht die Juden hinter Felsen und Bäumen verstecken, welche ausrufen: Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn!“
  • 80 Prozent schließen sich einem weiteren Auszug aus der Charta der Hamas an, demzufolge es der Bataillone aus der arabischen und islamischen Welt bedarf, um die Juden zu besiegen.

Dass „nur“ 45 Prozent den Djihad für die einzige Lösung der palästinensischen Probleme halten, „nur“ 22 Prozent den Beschuss Israels mit Raketen richtig finden, „nur“ 20 Prozent den gewaltsamen „Widerstand“ bevorzugen und 83 Prozent das Schaffen von Arbeitsplätzen als vordringlichste Aufgabe der Palästinensischen Autonomiebehörde betrachten, mag man da nicht ernsthaft für einen Silberstreif halten. In jedem Fall ist es fast schon erstaunlich, dass angesichts solcher Zahlen, die eine erdrückende Majorität der Palästinenser als veritable Judenhasser ausweisen, lediglich eine knappe Mehrheit der Israelis mit einer weiteren „Intifada“ rechnet – und dass eine deutliche Mehrheit weiterhin eine Zweistaatenlösung sowie weitere Konzessionen gegenüber den Palästinensern befürwortet. (All dies zum wiederholten Male denjenigen ins Gedächtnis zu rufen, die selbst simpelste Tatsachen nicht zur Kenntnis nehmen, gleicht zwar dem Versuch, einem Tier das Sprechen beizubringen. Aber der menschliche Kopf ist ja bekanntlich rund, damit das Denken gelegentlich die Richtung wechseln kann.)

Um es noch einmal mit Yaacov Lozowick zu sagen: „Seit 1967 übte Israel die Herrschaft über einen großen Teil der palästinensischen Bevölkerung aus, und sein Verhalten kann in vieler Hinsicht kritisiert werden. Dennoch könnte nur ein Narr behaupten, dass sich die Palästinenser in der umgekehrten Situation mit den Maßnahmen, wie sie die Israelis getroffen haben, zufrieden geben würden. Sollten die Palästinenser jemals Herrschaft über die Juden erlangen, wird Palästina ebenso judenrein werden, wie es der größte Teil Europas heute ist: eine kleine Gemeinde hier und dort und Gespenster überall. Um es so deutlich wie möglich zu sagen: Israel blockiert lediglich die nationalen Ambitionen der Palästinenser (beziehungsweise hat das früher getan), die Palästinenser hingegen bedrohen die nackte Existenz der Juden.“ Wie wahr.

Zum Foto: Antisemitismus mit menschlichem Antlitz – Hamas-Mitglieder winken freundlich ins Publikum. Gaza, Oktober 2006.

Eine niederländische Übersetzung dieses Beitrags findet sich auf dem Webportal Artikel 7: Trouw tot in de dood.